Ausstieg aus dem European Energy Award: Was bedeutet das für Wehr?

15. Jan. 2025

Am 21. Januar 2025 diskutiert der Gemeinderat der Stadt Wehr über den Austritt aus dem European Energy Award (eea).

Diese Entscheidung wirft Fragen auf: Was ist der eea, warum möchte die Stadt aussteigen, und welche Konsequenzen hat das für den Klimaschutz?

Was ist der European Energy Award?

Der European Energy Award ist ein europäisches Qualitätsmanagementsystem und Zertifizierungsprogramm, das Kommunen dabei unterstützt, ihre Energie- und Klimapolitik systematisch zu verbessern. Er bietet klare Strukturen, wie Klimaschutzmaßnahmen geplant, umgesetzt und überprüft werden können. Gleichzeitig dient die Auszeichnung als Ansporn und Öffentlichkeitsinstrument, um Erfolge sichtbar zu machen.

Im Jahr 2021 erhielt die Stadt Wehr die Auszeichnung in Silber und erreichte dabei einen Zielerreichungsgrad von 52,8 %. Doch anstatt die Gold-Stufe anzustreben, zieht die Stadt nun einen Austritt aus dem Programm in Betracht.

Warum möchte Wehr austreten?

Die Stadtverwaltung begründet ihre Entscheidung hauptsächlich mit folgenden Punkten:

Hoher bürokratischer Aufwand: Der eea erfordert umfassende Dokumentationen, Audits und externe Begutachtungen, die viel Verwaltungsarbeit binden.

Mangelnde Flexibilität: Das starre System des eea wird als nicht ausreichend anpassungsfähig an die spezifischen Bedürfnisse der Stadt beschrieben.

Eigenständige Konzepte: Mit dem neuen integrierten Energie- und Klimaschutzkonzept möchte die Stadt Wehr eigene Maßnahmen umsetzen, ohne an die Vorgaben des eea gebunden zu sein.

Die Vorteile des Austritts

Ein Austritt könnte der Stadt Wehr erlauben, ihre Ressourcen effizienter einzusetzen. Anstatt den hohen Verwaltungsaufwand des eea zu tragen, könnten diese Mittel direkt in konkrete Projekte fließen, wie z. B. den Ausbau erneuerbarer Energien, die Förderung nachhaltiger Mobilität oder energetische Sanierungen.

Andere Kommunen, die den eea weiterhin nutzen, haben ebenfalls eine Balance zwischen Verwaltungsaufwand und Klimaschutzprojekten gefunden. Daher ist es wichtig, dass Wehr nach dem Austritt sicherstellt, dass die freiwerdenden Mittel gezielt und effektiv eingesetzt werden.

Die Risiken des Austritts

Kritiker warnen, dass der Austritt ein falsches Signal senden könnte. Ohne die Struktur und den externen Druck des eea könnten Klimaziele weniger konsequent verfolgt werden. Zudem verliert die Stadt eine Plattform, um ihre Fortschritte europaweit sichtbar zu machen und sich mit anderen Kommunen zu vernetzen.

Ein weiteres Risiko ist die fehlende Kontrolle durch externe Gutachter, die bislang sicherstellten, dass Maßnahmen effektiv und zielführend sind. Die Gefahr besteht, dass ohne diese Kontrolle die Klimaschutzarbeit weniger systematisch und messbar wird.

Was sagen Experten?

Laut Energieagenturen ist der eea besonders für kleinere und mittelgroße Kommunen hilfreich, um professionelle Strukturen für Klimaschutz aufzubauen. Doch auch ein Austritt kann sinnvoll sein, wenn eine Stadt bereits etablierte Klimaschutzstrukturen hat und die Ressourcen gezielter einsetzen möchte.

Was bedeutet das für die Bürgerinnen und Bürger?

Für die Bürger wird entscheidend sein, ob die Stadt ihre Versprechen hält. Konkrete Projekte wie der Ausbau von Solaranlagen, die Förderung von Elektromobilität oder die Verbesserung der Wärmeinfrastruktur müssen sichtbar und nachweisbar umgesetzt werden.

Gleichzeitig haben die Bürger eine wichtige Rolle: Durch aktive Beteiligung und Nachfragen können sie sicherstellen, dass der Klimaschutz weiterhin oberste Priorität hat.

Fazit

Der Austritt aus dem European Energy Award ist keine einfache Entscheidung. Er birgt Chancen, etwa durch eine effizientere Nutzung von Ressourcen, aber auch Risiken, wie den Verlust von Kontrolle und Sichtbarkeit. Entscheidend wird sein, wie die Stadt Wehr ihre Klimaschutzarbeit eigenständig weiterführt und ob sie ihren Bürgerinnen und Bürgern konkrete Fortschritte zeigt.

Die Sitzung am 21. Januar wird richtungsweisend sein. Klar ist: Der Klimaschutz bleibt eine Gemeinschaftsaufgabe, bei der Politik, Verwaltung und Bürger an einem Strang ziehen müssen.