Breitbandausbau in Wehr abgeschlossen – doch was bedeutet eigentlich „erfolgreich“?

10.04.2025

Im April 2025 verkündete die Stadt Wehr stolz den erfolgreichen Abschluss ihres Breitbandausbaus. Ein modernes Glasfasernetz soll nun rund 3.000 Haushalten den Weg in die digitale Zukunft ebnen. Die Kosten für das Projekt beliefen sich auf etwa 15 Millionen Euro, von denen zwei Millionen durch die Stadt Wehr getragen wurden.

Doch was heißt in diesem Kontext eigentlich „erfolgreich“?

Der Breitbandausbau gilt unbestritten als Grundvoraussetzung für eine funktionierende digitale Infrastruktur – für Bürgerinnen und Bürger ebenso wie für Unternehmen oder kommunale Einrichtungen. Umso erfreulicher scheint es auf den ersten Blick, dass Wehr den Schritt zum eigenen Glasfasernetz gewagt hat.

Doch ein genauer Blick lohnt sich: Die Stadt hat laut eigenen Angaben rund 3.000 Haushalte an das neue Netz angeschlossen. Bei einer Einwohnerzahl von etwa 13.000 Menschen entspricht das schätzungsweise rund 6.000 Haushalten – also einer Anschlussquote von etwa 50 Prozent. Mit anderen Worten: Jeder zweite Haushalt profitiert aktuell nicht vom Glasfaseranschluss.

Die öffentlichen Ausgaben in Höhe von zwei Millionen Euro bedeuten zudem einen staatlichen Zuschuss von etwa 666 Euro pro angeschlossenem Haushalt.

Diese Zahl wirft Fragen auf: Ist ein Projekt bereits dann „erfolgreich“, wenn nur die Hälfte der Bürger erreicht wurde? Oder sollte der Maßstab nicht vielmehr darin liegen, möglichst viele Menschen in der Stadt mit zukunftssicherer Infrastruktur zu versorgen?

Die Antwort hängt wohl davon ab, wen man fragt. Aus Sicht der Stadtverwaltung mag der Aufbau eines eigenen Glasfasernetzes ein großer Fortschritt sein – technisch, planerisch und organisatorisch. Doch für die andere Hälfte der Haushalte bleibt der Ausbau vorerst ohne unmittelbaren Nutzen.

Mit Spannung werden die nächsten Schritte erwartet. Wird der Ausbau fortgesetzt? Wie werden weitere Haushalte eingebunden? Und wie können Bürgerinnen und Bürger nachvollziehen, ob ihre Steuergelder nachhaltig investiert wurden?

Transparenz bedeutet nicht nur, Zahlen zu veröffentlichen – sondern sie auch einzuordnen und offen über Zielerreichung und Herausforderungen zu sprechen.

„Erfolgreich“ darf kein Etikett sein, das allein durch die Fertigstellung eines Projekts verdient wird. Es muss sich daran messen lassen, wie viele Menschen davon tatsächlich profitieren.