Bürgermeisterwahl: Nach den Podiumsdiskussionen bleiben weiterhin Lücken

16.10.2025

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Zur Bürgermeisterwahl in Wehr traten die drei Kandidaten auf zwei Bühnen auf. Sowohl die Badische Zeitung als auch der Südkurier luden zu großen Podiumsrunden ein. Die Bewerber nutzten die Gelegenheit, Fragen zu beantworten und ihre Sichtweisen darzulegen.

Vieles deckte sich mit bereits bekannten Einschätzungen, doch die Auftritte boten auch neue Einblicke in Stil und Herangehensweise – und machten zugleich deutlich, dass noch nicht alle Informationslücken geschlossen sind.

Michael Kownatzki

Michael Kownatzki machte deutlich: Mit ihm werde es keine grundlegende Reform geben, wie Politik in Wehr künftig gestaltet wird. Er steht für Kontinuität – Verwaltung und Politik sollen in bewährten Strukturen weiterarbeiten. Übertragen bedeutet das: Bürgerveranstaltungen bleiben wohl eher formal und verhalten besucht, Transparenz wird dort gewährt, wo sie als notwendig gilt.

Kownatzki betonte mehrfach, dass die von ihm gesetzten Themen für ihn handlungsleitend sind und umgesetzt werden müssen. Dabei entsteht der Eindruck, dass er weniger auf Prozesse der Mitgestaltung als auf Durchsetzung von Zielen setzt. Die Bürgerinnen und Bürger sieht er in erster Linie über den Gemeinderat vertreten.

Wie er damit allerdings erreichen will, dass politische Entscheidungen in Wehr stärker verstanden und mitgetragen werden, blieb unklar. Sein Stil wirkt effizient, aber auch distanziert – mit einer klaren Priorität auf Ordnung und Verlässlichkeit.

Denis Schimak

Denis Schimak fordert ein anderes Verständnis von Politik in der Stadt. Politik, Gemeinschaft und Gestaltungskraft sollen sich gemeinsam entwickeln – mit offenem Ausgang und teils klaren Zielen. Für ihn gehört es zur Realität, dass Fehler, Rückschläge und Misserfolge Teil eines Entwicklungsprozesses sind. Das setzt jedoch ein hohes Maß an Risikobereitschaft und Lernfähigkeit voraus – von der Verwaltung ebenso wie von der Bürgerschaft.

Schimak beschreibt Politik als kooperativen Prozess, der nur funktioniert, wenn viele bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Er spricht von Aufbruch und gemeinsamer Gestaltung, bleibt aber bei der Frage, wie das organisatorisch umgesetzt werden soll, eher vage. Eine klare Struktur oder ein Konzept, wie Bürgerinnen und Bürger tatsächlich in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, konnte er in den Diskussionen nicht konkret benennen.

Es wirkt, als vertraue er darauf, dass sich Beteiligung und Dynamik im Prozess selbst entfalten. Seine Stärke liegt in der Vision einer aktiven Stadtgesellschaft – seine Schwäche in der praktischen Umsetzung dieses Anspruchs.

Matthias Jehle

Matthias Jehle betonte, wie wichtig ihm seine Parteizugehörigkeit ist. Auch wenn ein Gericht die Partei als gesichert rechtsextrem einstufen würde, kommt für ihn eine Distanzierung oder gar ein Rücktritt aus eigener Motivation nicht in Frage. Er sieht für die mögliche Einstufung keine ausreichende Begründung und würde sie vermutlich eher in Frage stellen.

Inhaltlich legt Jehle den Fokus auf Probleme: die finanzielle Lage der Stadt, die Rahmenbedingungen durch Land und Bund oder eine vermeintlich geringe Motivation in der Bürgerschaft. Wenn er Lösungen präsentiert, folgen häufig Einschränkungen: mehr Ärzte – aber nicht aus allen Herkunftsländern; mehr Bürgerbeteiligung – aber nur, wenn sie angenommen wird; mehr Fördermittel – aber nur, wenn sie passen.

Wie er dies den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung vermitteln möchte, die er nach eigenen Aussagen teilweise durch Digitalisierung ersetzen will, blieb in den Diskussionen offen.

Wer wissen möchte, was für ihn als „sinnvoll“ gilt, scheint sich an den Grundsätzen seiner Partei orientieren zu müssen.

Noch Luft nach oben

Die Podiumsdiskussionen boten ein klareres Bild davon, wie die drei Kandidaten Politik verstehen und gestalten möchten. Kownatzki steht für Kontinuität, Schimak für partizipative Veränderung, Jehle für eine politiknähe an seiner Partei. Viele zentrale Fragen zur Zukunft Wehrs bleiben jedoch offen.

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