Bürgermeisterwahl: Worauf sich ein neuer Bürgermeister voraussichtlich einstellen kann

09.10.2025

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Wenn Wehr bald einen neuen Bürgermeister wählt, steht mehr auf dem Spiel als nur die Besetzung eines Verwaltungspostens. Die Stadt entscheidet, wer Wehr durch eine Zeit führen soll, in der Deutschland wirtschaftlich und politisch neu gedacht wird.

Mit der im September vorgestellten „Wachstumsagenda für Deutschland“ hat ein wissenschaftlicher Beraterkreis des Bundeswirtschaftsministeriums ein Gutachten vorgelegt, das die Bundespolitik in den kommenden Jahren prägen könnte. Und auch wenn es ein nationales Konzept ist – seine Folgen reichen bis auf die lokale Ebene.

Für Wehr bedeutet das: Ein Bürgermeister wird künftig nicht nur Rathauschef, sondern Wachstumsmanager, Modernisierer und Moderator im Strukturwandel.

Die Wachstumsagenda

Das Papier fordert eine Neuausrichtung deutscher Wirtschaftspolitik:

  • Mehr Innovation statt Verwaltung,

  • weniger Regulierung, mehr Eigenverantwortung,

  • gezielte Investitionen in Bildung, Infrastruktur und Digitalisierung,

  • und eine Verwaltung, die nicht bremst, sondern ermöglicht.

Kommunen sollen nach dieser Logik künftig nicht verwalten, sondern gestalten: schnellere Genehmigungen, digitale Abläufe, offener Dialog mit Wirtschaft und Wissenschaft.

Städte wie Wehr würden dadurch stärker Teil der nationalen Wachstumsstrategie – aber auch stärker gefordert.

Was das konkret für Wehr heißt

  • Strukturwandel aktiv managen:
    Wehr steht zwischen industrieller Tradition und dem Aufbruch in neue Technologien. Die Agenda sieht vor, Strukturwandel nicht zu verhindern, sondern zuzulassen – das bedeutet für die Stadt: Mut zu neuen Branchen, Offenheit für Start-ups und Kooperation mit Forschungseinrichtungen.

  • Verwaltung modernisieren:
    Die Agenda betont „systematische Deregulierung“. Für Wehr würde das heißen: digitale Genehmigungsverfahren, weniger Papier, mehr Effizienz. Digitalisierung wird damit nicht nur technische Frage, sondern Teil der Standortpolitik.

  • Infrastruktur und Bildung priorisieren:
    Investitionen sollen nicht nach dem Gießkannenprinzip erfolgen, sondern dort, wo sie private Innovationen fördern – etwa bei Schulen, Glasfaser, Gewerbeflächen oder nachhaltiger Mobilität.

Wie passen die Bürgermeisterkandidaten dazu?

Wachstum durch Innovation

Das Gutachten fordert, Strukturwandel zuzulassen und Innovationen aktiv zu fördern. Kommunen sollen Flächen, Infrastruktur und Netzwerke bereitstellen, die Gründungen, Digitalisierung und Technologie vorantreiben.

  • Michael Kownatzki steht hier für Beständigkeit und Ordnung. Er würde vermutlich solide Rahmenbedingungen schaffen. Seine Stärke liegt in Verwaltungsdisziplin, seine Schwäche in kreativer Risikobereitschaft – ein Bürgermeister also, der Wandel begleitet.
    Stabilität statt Schubkraft.

  • Denis Schimak entspricht am ehesten dem Innovationsgedanken des Papiers. Er setzt auf Dialog, Offenheit und Bürgerbeteiligung – genau das, was laut der Agenda die gesellschaftliche Rückendeckung für Unternehmertum schaffen soll. Er könnte Wehr zu einem Ort machen, an dem Neues entstehen darf, weil Verwaltung, Wirtschaft und Bürgerschaft gemeinsam gestalten.
    Offenheit als Motor für Innovation.

  • Matthias Jehle vertritt ein eher rückwärtsgewandtes Verständnis von Politik. Seine konfrontative, identitätsorientierte Haltung widerspricht dem innovationsfreundlichen, internationalen Denken der Agenda. Er würde vermutlich kaum Netzwerke mit Wissenschaft und Wirtschaft aufbauen, die dem Gedanken gerecht werden.
    Protest statt Fortschritt.

Staatliche Investitionen gezielt einsetzen

Die Wachstumsagenda fordert Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Digitalisierung – aber mit Fokus auf Wirksamkeit, Monitoring und Wettbewerb. Kommunen werden hier zu Investitionslenkern.

  • Kownatzki könnte diese Aufgabe gut managen: Seine Stärke liegt im strukturierten Vorgehen und im Blick für solide Finanzen. Allerdings droht bei zu großer Vorsicht, dass Chancen ungenutzt bleiben.
    Effizient in Verwaltung, zögerlich im Invest.

  • Schimak würde Projekte stärker in öffentliche Beteiligung einbinden und Prioritäten gemeinsam entwickeln – das entspricht der geforderten Transparenz und Effizienz. Sein Ansatz, Bürger einzubeziehen, könnte helfen, Akzeptanz für größere Infrastrukturprojekte zu sichern.
    Beteiligung als Beschleuniger.

  • Jehle würde vermutlich Investitionen politisieren. Seine Haltung gegenüber Land und Bund könnte zu Konflikten führen – gerade dort, wo Fördermittel und Kooperationen entscheidend sind.
    Blockade statt Umsetzung.

Systematische Deregulierung und digitale Verwaltung

Ein zentrales Ziel des Papiers: Deutschland soll Bürokratie abbauen und digitale Prozesse ausbauen. Kommunen sind dabei Schlüsselakteure.

  • Kownatzki ist ein Verwaltungsmann. Er könnte bestehende Strukturen effizienter machen.
    Verlässliche Verwaltung.

  • Schimak versteht Digitalisierung als Kulturwandel. Er würde Prozesse nutzerfreundlicher, transparenter und interaktiver gestalten – im Geist der Wachstumsagenda, die betont, dass Deregulierung Vertrauen braucht.
    Digitalisierung als Dialogprozess.

  • Jehle würde vermutlich auf Skepsis gegenüber moderner Verwaltung und Datenpolitik setzen – konträr zum geforderten „Opt-out statt Opt-in“-Prinzip, das Innovation fördern soll.
    Regressiv statt reformorientiert.

Bildung, Forschung und gesellschaftliche Resilienz

Die Agenda hebt Bildung und Forschung als Fundament künftigen Wachstums hervor – und fordert, gesellschaftliche Offenheit mit wirtschaftlicher Stärke zu verbinden.

  • Kownatzki stünde für solide Schulpolitik und Berufsausbildung, ob er Impulse in Richtung neuer Lernformen oder Kooperationen mit Wirtschaft und Hochschulen setzen würde, ist unklar.
    Stabilität in Bewährtem.

  • Schimak denkt Bildung als Gemeinschaftsaufgabe und könnte Wehr in regionale Netzwerke von Schulen, Wirtschaft und Vereinen einbinden – so wie es das Gutachten für Resilienz und Innovation empfiehlt.
    Bildung als Standortstrategie.

  • Jehle’s Fokus auf Abgrenzung steht im Widerspruch zu dieser Idee. Kooperation und Offenheit sind Kernprinzipien der Resilienzstrategie – genau jene Eigenschaften, die seine politische Linie eher vermeidet.
    Isolation statt Integration.

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