Der Gemeinderat, die Servicegemeinschaft und die Zukunft von Wehr

01.07.2025

Die Gemeinderatssitzung vom 1. Juli 2025 brachte die Anwesenden ordentlich ins Schwitzen – allerdings weniger aufgrund hitziger Debatten als vielmehr wegen der sommerlichen Temperaturen, die den Sitzungssaal in eine Hitzekammer verwandelten.

Ein passendes Sinnbild für die Herausforderungen unserer Zeit: Wer den Prognosen von Expertinnen und Experten glaubt, muss sich künftig an häufigere extreme Wetterereignisse gewöhnen – eine direkte Folge des Klimawandels.

Doch nicht nur das Klima verändert sich. Auch die politische Landschaft in Wehr steht vor gewaltigen Herausforderungen. Entscheidungen der Vergangenheit, wie der Entzug des Talschulplatzes aus demokratischen Prozessen auf Basis urheberrechtlicher Gegebenheiten, werfen Fragen auf.

Hinzu kommt ein spürbarer Unwille zur Veränderung. Dieser lähmt die Stadtentwicklung und führt bestenfalls zu einem Flickenteppich aus halbgaren Kompromissen.

Stillstand statt Fortschritt

Der Talschulplatz ist inzwischen ein Symbol für politische Mutlosigkeit.

Die Servicegemeinschaft Wehr scheint die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger – und damit deren Kunden und Kundinnen – aus den Augen verloren zu haben. Statt neue, zukunftsweisende Wege zu suchen, hält man an überholten Methoden fest, um ein altes Lebensgefühl zu konservieren. Argumente für den Status quo werden zur Legitimation politischer Bequemlichkeit.

Besonders konservative Fraktionen betonen immer wieder mangelnde finanzielle Spielräume – obwohl genau sie es sind, die über Prioritäten und Mittelverteilungen entscheiden. Der politische Wille, tatsächlich etwas zu bewegen, war auch in dieser Sitzung kaum spürbar. Statt lösungsorientierter Debatten dominierten „abwarten“ oder „das regelt sich schon“.

Wunsch nach Wandel – ohne klare Linie

Progressivere, sozial geprägte Fraktionen fordern deutlichere Schritte und mehr Tempo. Dabei wird allerdings selten angesprochen, dass jeder finanzielle Impuls an einer Stelle einen Verzicht an anderer Stelle bedeutet. Auch hier fehlt es oftmals an einem ganzheitlichen Blick auf die komplexe Gemengelage kommunaler Finanz- und Strukturpolitik.

Die AfD – fernab kommunalpolitischer Realität

Die AfD hingegen wirkt im Gemeinderat zunehmend realitätsfern. Statt sich mit lokalpolitisch lösbaren Aufgaben auseinanderzusetzen, verliert sie sich in ideologischer Sinnstiftung mit Hilfe von Schweinefleisch oder Bundes- und Landesthemen, für die längst übergeordnete Lösungen in Arbeit sind. Ein kommunalpolitisches Konzept ist kaum erkennbar.

Ein gefährliches Nebeneinander

Was in anderen Gemeinden als pluralistische Vielfalt gefeiert wird, droht in Wehr zur politischen Lähmung zu führen. Die Mischung aus Stillstand, Halbherzigkeit und politischen Nebelkerzen setzt die Zukunft der Stadt aufs Spiel.

Es braucht den Mut zur Priorisierung, zur Diskussion und zum echten Dialog – nicht nur in Hitzewellen, sondern dauerhaft.