Wenn in Wehr über die Zukunft der Stadt entschieden wird, geht es nicht nur um Visionen und Projekte, sondern auch um die Frage: Was ist finanziell überhaupt machbar?
So banal es klingt – wie im privaten Haushalt gilt auch für eine Kommune: Jeder Euro, der ausgegeben wird, muss sinnvoll eingesetzt sein und langfristig einen Mehrwert für die Gemeinschaft schaffen.
Woher kommt das Geld der Kommune?
Die Finanzen einer Stadt speisen sich überwiegend aus Steuereinnahmen – also aus dem, was Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen in Form von Einkommensteuer, Gewerbesteuer oder Grundsteuer beitragen. Hinzu kommen Zuweisungen von Bund und Land, Fördergelder sowie die Möglichkeit, Kredite aufzunehmen, wenn große Investitionen anstehen.
Kredite sind dabei kein Zeichen von Verschwendung, sondern ein Werkzeug der Gestaltung: Sie ermöglichen, wichtige Projekte heute umzusetzen, deren Nutzen sich über viele Jahre oder gar Jahrzehnte entfaltet. So kann die Kommune in Schulen, Straßen, Kindergärten oder Klimaschutz investieren, ohne auf zukünftige Einnahmen warten zu müssen.
Entscheidend ist, dass die Schulden tragbar bleiben – also dass Zinsen und Tilgung die zukünftigen Haushalte nicht übermäßig belasten.
Woher kommt das Geld überhaupt?
Oft wird angenommen, der Staat könne nur das Geld ausgeben, das er zuvor durch Steuern eingenommen hat. Doch in Wirklichkeit erschafft der Staat Geld selbst – über die Zentralbank, die das sogenannte Buchgeld in Umlauf bringt. Wenn der Staat Kredite aufnimmt oder Anleihen ausgibt, entsteht neues Geld, das in die Wirtschaft fließt.
Das bedeutet: Geld ist kein vorgefundener Vorrat, den es zu verteilen gilt, sondern ein Werkzeug, das Vertrauen, Leistung und Wertschöpfung abbildet. Es entsteht, wenn Menschen arbeiten, investieren und konsumieren – doch auch dann verschwindet es nicht – es wechselt nur den Besitzer: zu den Unternehmen, die Aufträge erfüllen, und zu den Menschen, die dafür arbeiten.
Für Kommunen wie Wehr heißt das: Sie bewegen sich in einem System, das auf staatlicher Geldschöpfung basiert, aber kommunaler Verantwortung unterliegt. Die Stadt selbst kann kein neues Geld „drucken“, wohl aber über Investitionen und Ausgaben dazu beitragen, dass der Geldkreislauf lebendig bleibt und Wohlstand vor Ort entsteht.
Was ist Geld – und wie funktioniert es?
Stell dir vor, du hältst einen Gutschein für einen Kaffee in der Hand. Dieser Gutschein ist erst dann etwas wert, wenn du ihn einlöst – wenn also eine reale Leistung dahintersteht. Genauso verhält es sich mit Geld: Es hat nur dann Bedeutung, wenn es in Umlauf gebracht und genutzt wird.
Der Staat sorgt dafür, dass Geld in den Wirtschaftskreislauf gelangt – etwa durch Gehälter, Investitionen oder öffentliche Aufträge. Nur so können Unternehmen produzieren, Menschen arbeiten und wiederum Steuern zahlen. Es entsteht ein Kreislauf, der auf Vertrauen und Bewegung basiert.
Die kommunale Perspektive: Geld, das bleibt, bewegt nichts
Überträgt man dieses Prinzip auf die Finanzen einer Stadt, wird deutlich: Jeder Euro, der ausgegeben wird, fließt zurück an die Gemeinschaft. Er schafft Aufträge für Betriebe, Gehälter für Beschäftigte und Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger.
Ein Euro, der hingegen nicht ausgegeben wird, bleibt still – er bewegt weder die Wirtschaft noch die Stadtentwicklung. Sparen kann also sinnvoll sein, aber zu viel Zurückhaltung hemmt das Wachstum.
Deshalb gilt: Wer in die Zukunft investieren will, muss manchmal auch Schulden machen dürfen – vorausgesetzt, das Ziel ist klar, der Nutzen langfristig und die Finanzierung solide geplant. Kredite sind in diesem Sinne kein Risiko, sondern ein Motor für Entwicklung.
Ausgeben mit Augenmaß
Die Kunst der Kommunalpolitik besteht darin, klug zu investieren: in Projekte, die langfristig tragen, wirtschaftlich sinnvoll sind und die Lebensqualität der Menschen verbessern. Denn nur wenn Ausgaben, Einnahmen und Kredite im Gleichgewicht stehen, funktioniert der Kreislauf kommunaler Finanzen – und damit das Fundament jeder zukunftsfähigen Stadt.
