Die Mediathek Wehr: Erfolgsgeschichte oder verbesserungswürdiges Projekt?

15. Jan. 2025

Die Mediathek der Stadt Wehr ist ein zentraler Bestandteil des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens der Kommune. Mit einem umfassenden Sachstandsbericht blickt die Einrichtung auf das Jahr 2024 zurück und skizziert Pläne für 2025.

Doch was sagt der Bericht wirklich aus? Ein genauer Blick zeigt Licht und Schatten.

2024: Zwischen Fortschritt und Herausforderungen

Im Jahr 2024 konnte die Mediathek einige Modernisierungen und erfolgreiche Projekte umsetzen:

  • Digitalisierungsschub: Mit der Einführung eines RFID-Verbuchungssystems wurde die Ausleihe erleichtert. Gleichzeitig wurde der Bestand gestrafft, was zwar zu einer Qualitätssteigerung führte, aber auch eine Reduktion der Medienzahl um fast 4.800 Titel bedeutete. Kritisch könnte angemerkt werden, ob die Balance zwischen Bestandserneuerung und Attraktivität für Nutzerinnen und Nutzer ausreichend gewahrt wurde.
  • Hohe Veranstaltungsfrequenz: Mit 93 Veranstaltungen erreichte die Mediathek über 2.600 Teilnehmende. Dies ist beachtlich, allerdings bleibt unklar, wie nachhaltig diese Veranstaltungen zur Bindung neuer Nutzergruppen beigetragen haben.

Ein weiterer Punkt ist die Personalstruktur: Die Mediathek hat laut Bericht zwar stabile Personalressourcen, jedoch war der Verlust eines Mitarbeiters und die Stellennachbesetzung im laufenden Betrieb eine Herausforderung.

Zahlen im Vergleich: Steigerung oder Stagnation?

Die veröffentlichten Kennzahlen zeigen teils positive Entwicklungen:

  • Die Besucherzahlen stiegen um 13 % im Vergleich zum Vorjahr auf 25.250.
  • Die Zahl der aktiven Nutzer wuchs moderat um 3 % auf knapp 1.000.

Allerdings stagnierte die Gesamtausleihe mit 67.100 Medien im Vergleich zu 68.700 im Vorjahr.

Auch die Ausleihe physischer Medien ist rückläufig, während digitale Medienanteile zulegen. Hier stellt sich die Frage, ob die Mediathek ausreichend auf den Wandel in den Lese- und Nutzungsgewohnheiten reagiert.

Planungen für 2025: Realistisch oder ambitioniert?

Im Jahr 2025 steht das 25-jährige Jubiläum der Mediathek an. Geplant sind umfangreiche Veranstaltungen, darunter ein „Tag der offenen Tür“, eine „Kriminacht“ und neue Formate wie ein „Blind Date mit Buch“. Zusätzlich sollen ein neuer Online-Katalog und modernisierte Aufenthaltsbereiche eingeführt werden.

Diese Vorhaben klingen vielversprechend, werfen jedoch Fragen auf:

  • Kosten und Nutzen: Der Bericht nennt keine detaillierten Zahlen zu den Kosten für die geplanten Umstellungen und Veranstaltungen. Wie hoch ist der finanzielle Aufwand, und rechtfertigt der erwartete Nutzen diese Investitionen?
  • Fokus auf Zielgruppen: Mit einer neuen „Kaffee-Ecke“ und PC-Plätzen für Jugendliche sollen neue Zielgruppen angesprochen werden. Ob diese Maßnahmen tatsächlich langfristige Nutzerbindung schaffen, bleibt abzuwarten.

Kritische Punkte: Was bleibt offen?

Trotz der Erfolge und Pläne gibt es einige offene Fragen und kritische Aspekte:

Rückläufige physische Ausleihe: Obwohl digitale Angebote zunehmen, bleibt unklar, wie die Mediathek mit der sinkenden Attraktivität physischer Medien umgeht.

Finanzielle Transparenz: Der Bericht nennt keine genauen Angaben zu den Kosten der Modernisierungen oder geplanten Maßnahmen.

Nachhaltigkeit von Veranstaltungen: Viele der Angebote zielen auf einmalige Erlebnisse ab. Langfristige Effekte, insbesondere für die Nutzerbindung, sind schwer nachzuweisen.

Fazit: Eine Mediathek im Wandel – mit Potenzial und Baustellen

Die Mediathek Wehr hat sich in den letzten Jahren als zentrale Einrichtung für Bildung und Kultur etabliert. Der Sachstandsbericht für 2024 zeigt, dass sie flexibel auf technische und gesellschaftliche Veränderungen reagiert. Allerdings bleiben Fragen nach der finanziellen Effizienz, der Nachhaltigkeit der Angebote und der langfristigen Zielgruppenbindung offen.

Für die Bürgerinnen und Bürger sowie die Lokalpolitik ist die Mediathek ein wichtiges Projekt – aber auch ein Beispiel dafür, wie transparentere Kommunikation und eine klarere Priorisierung von Maßnahmen notwendig wären, um den langfristigen Erfolg zu sichern.

Die Mediathek steht damit exemplarisch für die Herausforderungen vieler kommunaler Kulturprojekte: Sie muss sich zwischen Tradition und Innovation, zwischen lokalem Bedarf und globalem Wandel behaupten.