Der Jahresabschluss 2024 des Eigenbetriebs Energie, Wasser, Bäder der Stadt Wehr zeigt auf den ersten Blick ein positives Ergebnis.
Doch hinter dem kleinen Jahresgewinn von gerade einmal 1.885 Euro steckt ein deutlich komplexeres Bild: hohe Investitionen, steigende Betriebskosten und strukturelle Defizite – vor allem bei den städtischen Bädern.
Hoher Aufwand, geringer Ertrag
Die Zahlen aus dem Jahresabschluss sprechen für sich: Bei einer Bilanzsumme von fast 12,9 Millionen Euro bleibt unter dem Strich kaum ein Überschuss. Das zeigt, wie eng die wirtschaftlichen Spielräume des Eigenbetriebs mittlerweile sind. Zwar konnte der ursprünglich geplante Verlust von über 165.000 Euro abgewendet werden, doch das Ergebnis ist vor allem das Resultat massiver Einsparungen.
Besonders auffällig: Die Betriebssparte Bäder bleibt ein Sorgenkind. Das Freibad war 2024 wegen Sanierungsarbeiten nur rund fünf Wochen geöffnet. Mit knapp 15.000 Besuchern zählte man weniger als ein Drittel des Vorjahres. Entsprechend fielen die Einnahmen um rund 70.000 Euro geringer aus. Zwar konnten Energiekosten durch die verkürzte Saison eingespart werden, doch strukturell bleibt das Defizit: Der Verlust der Bäder betrug 2024 rund 558.000 Euro – auch wenn das weniger war als befürchtet.
Wasserversorgung mit Licht und Schatten
Die Wasserversorgung, einst das stabile Fundament des Eigenbetriebs, hat ebenfalls mit Rückgängen zu kämpfen. Der Wasserverbrauch in Wehr sank um fast 3 Prozent auf rund 628.000 Kubikmeter. Vor allem Industrie und Gewerbe verbrauchten deutlich weniger, während die Stadt selbst wegen der kurzen Badsaison ebenfalls weniger Wasser abnahm.
Trotzdem erzielte die Sparte „Wasser“ einen Gewinn von rund 116.000 Euro, gestützt durch Einsparungen und durch Beteiligungserträge – keine Selbstverständlichkeit, sondern Ergebnis konsequenter Haushaltsdisziplin. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Wasserqualität und die technische Infrastruktur. Zukünftige Investitionen, etwa durch neue Vorschriften der Trinkwasserverordnung, werden weitere Kosten verursachen.
Energie-Beteiligungen als Stabilitätsanker
Ein Lichtblick bleibt die Beteiligung an der badenova AG & Co. KG, die eine Ausschüttung von über 460.000 Euro brachte. Ohne diese Erträge wäre das Jahresergebnis deutlich schlechter ausgefallen. Doch diese Einnahmen sind volatil und hängen von der wirtschaftlichen Lage des Energieunternehmens ab – keine planbare Sicherheit für den städtischen Haushalt.
Millioneninvestitionen, steigende Verschuldung
Insgesamt investierte der Eigenbetrieb 2024 über 1,6 Millionen Euro, vor allem in die Sanierung des Tiefbrunnens Nagelfluh II und in den Ausbau des Wassernetzes. Finanziert wurden die Maßnahmen teilweise durch neue Kredite in Höhe von 1 Million Euro. Damit steigt der Schuldenstand des Eigenbetriebs auf über 5,6 Millionen Euro.
Zwar liegt der Eigenkapitalanteil mit knapp 50 Prozent über dem Mindestwert, doch die Verschuldung bleibt ein Risiko – vor allem, wenn zukünftige Sanierungsmaßnahmen in den Bädern oder der Wasserversorgung anstehen.
