Gas bis 2040 in Wehr? Wie sich diese Aussage in Luft auflösen könnte.

23. Jan. 2025

Im Rahmen der öffentlichen Versammlung am 21. Januar hat der Bürgermeister erneut versichert, dass es in der Stadt bis 2040 weiterhin eine Gasversorgung geben wird. Diese Aussage klingt zunächst beruhigend, gerade in einer Zeit, in der Bürger und Unternehmen zunehmend mit Fragen zur Energieversorgung und -sicherheit konfrontiert sind.

Doch bei genauerem Hinsehen werfen solche Versprechen Fragen auf: Was genau bedeutet diese Zusicherung? Und welche Fakten bleiben dabei ungesagt?

In diesem Artikel beleuchten wir, welche Aspekte bei solchen Versprechen oft im Dunkeln bleiben und was Bürger in Wehr tatsächlich erwarten können.

Klimaziele und die Zukunft fossiler Energien

Deutschland hat sich verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu werden. Das bedeutet, dass fossile Energieträger wie Erdgas, schrittweise aus dem Energiemix verdrängt werden. Bereits heute setzt die Bundesregierung verstärkt auf erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft sowie den Ausbau von Wärmepumpen und alternativen Heiztechnologien.

Die Frage ist: Wie passt das Versprechen, dass es bis 2040 noch Gas geben wird, zu diesen klimapolitischen Verpflichtungen? Auch wenn Gas bis dahin technisch verfügbar bleiben könnte, wird der Verbrauch durch CO₂-Bepreisungen und strengere Regulierung zunehmend unattraktiver – sowohl für Verbraucher als auch für die Wirtschaft.

Die unsichere Rolle der Gas-Infrastruktur

Ein weiterer Aspekt, der selten offen kommuniziert wird, ist der Zustand und die Zukunftsfähigkeit der bestehenden Gas-Infrastruktur. Leitungen und Versorgungssysteme müssen regelmäßig gewartet und modernisiert werden, was Investitionen erfordert. Doch angesichts der politischen Priorisierung von erneuerbaren Energien könnte es langfristig weniger Anreize geben, die Gasinfrastruktur in Städten wie Wehr aufrechtzuerhalten.

Bedeutet das Versprechen, dass Wehr selbst in die Modernisierung der Infrastruktur investieren wird? Und wie werden diese Kosten finanziert – über erhöhte Gebühren für die Bürger?

Preissteigerungen durch CO₂-Bepreisung

Selbst wenn Gas bis 2040 noch verfügbar ist, könnte es für die meisten Bürger finanziell unerschwinglich werden. Bereits heute steigen die Kosten für fossile Brennstoffe durch die CO₂-Bepreisung, die bis 2026 weiter anziehen wird. Danach könnte der Preis durch europäische Klimaregeln noch weiter steigen. Es besteht die reale Möglichkeit, dass Gas zwar „vorhanden“, aber für viele Bürger wirtschaftlich nicht mehr nutzbar ist.

Wurde diese finanzielle Belastung für Haushalte und Unternehmen in den Versprechen berücksichtigt? Wahrscheinlich nicht.

Abhängigkeit von Gasimporten

Deutschland deckt seinen Gasbedarf zu einem großen Teil durch Importe, insbesondere aus Ländern wie Norwegen und den Niederlanden. Diese Abhängigkeit von internationalen Märkten birgt Risiken: Politische Instabilität, geopolitische Konflikte oder Marktveränderungen können die Gasversorgung unvorhersehbar machen.

Selbst wenn Wehr technisch an das Gasnetz angeschlossen bleibt, könnte die Versorgung durch internationale Entwicklungen eingeschränkt oder unterbrochen werden. Ein Aspekt, der bei derartigen Versprechen gerne übergangen wird.

Grünes Gas als mögliche Alternative?

Eine Option für die Zukunft ist der Einsatz von grünem Gas, wie zum Beispiel Wasserstoff oder synthetisches Methan. Solche Alternativen könnten theoretisch die bestehende Infrastruktur nutzen und die Klimaziele erfüllen. Allerdings befinden sich diese Technologien noch in der Entwicklung und sind momentan weder flächendeckend verfügbar noch bezahlbar.

Alternativen und die Rolle der Stadt

Anstatt auf vage Versprechen zur Gasversorgung zu setzen, könnte die Stadt Wehr den Bürgern mehr Transparenz bieten und sie auf den unvermeidlichen Wandel vorbereiten.

Den Fokus auf die Förderung von Wärmepumpen, Solaranlagen oder Energieeffizienzmaßnahmen wären ein realistischer und zukunftsorientierter Ansatz.