Jugendliche – ob in Wehr oder anderswo – stehen vor vielen Herausforderungen. Zwischen Leistungsdruck in der Schule, Orientierungslosigkeit in der digitalen Welt und einem oft fehlenden Gefühl echter Mitgestaltungsmöglichkeiten entsteht ein Spannungsfeld, das nicht selten nach außen dringt. In Wehr sind die Spuren sichtbar: Jüngst wurden mutwillige Beschädigungen an einem technischen Gebäude nahe der neuen Pumptrack-Anlage festgestellt. Hinweise deuten darauf hin, dass Jugendliche in Verbindung mit dem Vorfall stehen.
Doch es sind nicht nur solche Einzelfälle, die auffallen. Auch alltägliche Beobachtungen werfen Fragen auf. Pöbeleien gegenüber Passantinnen und Passanten am Parkdeck in der Talstraße, lautstarke Auftritte kleiner Gruppen auf dem Parkplatz beim neuen Schmidts Markt oder nächtliche Touren durch die Hauptstraße – all das lässt auf eine Gruppe Jugendlicher schließen, die sich über Grenzen hinwegsetzt, Aufmerksamkeit sucht oder schlicht nicht weiß, wohin mit sich.
Dabei ist klar: Die große Mehrheit der jungen Menschen in Wehr fällt nicht negativ auf. Viele sind engagiert, integriert, suchen Orientierung – und profitieren von einer Jugendarbeit, die in den letzten Jahren deutlich ausgebaut wurde. Initiativen wie der Pumptrack selbst sind auf ihre Initiative zurückzuführen. Die Arbeit des städtischen Jugendhauses und der mobilen Jugendarbeit ist anerkannt, fundiert und wirkt – wo man sie lässt.
Und genau hier liegt das Problem: Wie die Gemeinderatssitzung vom 11. Februar 2025 zeigte, erhält diese wichtige Arbeit zwar regelmäßiges Lob, wird aber selten strukturell gestärkt. Es fehlt an Ressourcen, politischer Aufmerksamkeit und vor allem an dem Willen, Jugendarbeit als Gemeinschaftsaufgabe zu verstehen.
Der Gemeinderat nimmt wohlwollend zur Kenntnis, was geleistet wird – doch kaum jemand fragt konkret nach: Was wird gebraucht? Wo fehlen Mittel? Welche neuen Ideen könnten gemeinsam, auch mit Bürgerinnen und Bürgern, entstehen?
Wenn Wehr die jungen Menschen nicht an Gleichgültigkeit, Frust oder destruktive Gruppendynamiken verlieren will, braucht es mehr als warme Worte. Es braucht ein starkes Bündnis zwischen Politik, Schulen, Vereinen, Polizei, Eltern und den Jugendlichen selbst. Denn nur gemeinsam lässt sich eine Stadt gestalten, in der Jugendliche nicht als Störfaktor erscheinen, sondern als das, was sie sind: ein Teil unserer Zukunft.