Neue Brücke am Bürger vorbei, nur um Förderung zu erhalten

25.10.2025

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Die Brücke in der Knebelhalde über die Wehra zeigt, was geschieht, wenn Stadtverwaltung und Gemeinderat den Blick von den Bürgern abwenden und sich vor allem an Kosten und Förderbedingungen orientieren.

Eine neue Brücke war notwendig – das steht außer Frage. Doch was danach folgte, wirft Fragen auf: über Kosten, Dimension und Entscheidungsprozesse.

Von der Instandsetzung zur überdimensionierten Betonbrücke

Statt einer schlichten Fußgänger- und Radfahrerbrücke entschied sich der Bau- und Umweltausschuss am 4. November 2024 für eine befahrbare Stahlbetonkonstruktion. Sie soll drei Meter breit und fast zwanzig Meter lang werden – ausgelegt für Fahrzeuge mit bis zu sechs Tonnen Gewicht.

Mit dieser Planung kletterten auch die Kosten deutlich: Die Angebote lagen zwischen 234.000 und knapp 400.000 Euro. Damit entsteht ein massives Bauwerk, das weit über den ursprünglichen Zweck hinausgeht.

Eine reine Fußgängerbrücke hätte dagegen voraussichtlich nur rund 70.000 bis 150.000 Euro gekostet.

Förderung wichtiger als Bedarf

Warum also diese aufwendige Lösung? Laut Verwaltung war die gewählte Bauweise notwendig, um Fördermittel zu erhalten. Eine Förderung ist nur möglich, wenn die Brücke bestimmte Merkmale aufweist – insbesondere Breite und Befahrbarkeit – die sie jedoch erheblich teurer machen.

Damit diente die Förderung weniger der Entlastung des Haushalts, sondern bestimmte faktisch die gesamte Projektgröße. Der ursprüngliche Zweck – ein sicherer Übergang für Fußgänger und Radfahrer – trat in den Hintergrund.

Mehrkosten trotz Förderung

Nach Angaben der Verwaltung beträgt der erwartete Zuschuss rund 105.510 Euro. Damit könnte die Brücke für etwa 175.000 Euro städtischer Eigenmittel neu hergestellt werden.

Klingt auf den ersten Blick nach einer Entlastung – ist es aber nicht. Vergleicht man die Summe mit den geschätzten Gesamtkosten einer einfachen, nicht förderfähigen Fußgängerbrücke, wird deutlich: Trotz Förderung entstehen Mehrkosten.

Denn eine leichtere Brücke ohne Zuschuss – beispielsweise in Holz- oder Aluminiumkonstruktion – hätte inklusive Planung und Bau vermutlich unter 150.000 Euro gekostet. Der Eigenanteil an der jetzigen „geförderten“ Betonbrücke übersteigt diesen Betrag also deutlich.

Mit anderen Worten: Die Stadt zahlt trotz Förderung mehr, als sie für eine einfachere Brücke insgesamt ausgegeben hätte. Der finanzielle Vorteil der Förderung verpufft – übrig bleibt ein teureres, überdimensioniertes Bauwerk.

Politische Passivität und verpasste Chancen

Besonders irritierend ist, dass diese Fragen zwar im Gemeinderat gestellt und diskutiert wurden, aber keine verbindlichen Anträge eingereicht wurden, die eine ernsthafte Prüfung von Alternativen ermöglicht hätten. So wurde eine kostengünstigere Lösung nie konkret untersucht – und das, obwohl sie haushaltspolitisch wie funktional deutlich sinnvoller gewesen wäre.

Am Ende zahlt der Bürger

Die Brücke in der Knebelhalde ist damit nicht nur ein Bauprojekt, sondern ein Beispiel dafür, wie Förderlogik vernünftige Planung verdrängen kann. Aus Angst, Fördergelder zu verlieren, wurde ein Projekt beschlossen, das den Haushalt stärker belastet, als es eine einfache, nicht geförderte Lösung getan hätte.

So bleibt am Ende der bittere Eindruck: Man hat nicht gebaut, was nötig war – sondern was sich fördern ließ. Und dafür zahlt am Ende der Bürger.

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