Radeln in Wehr: Zwischen Alltag und Konflikten

13.06.2025

Das Fahrrad ist für viele Bürgerinnen und Bürger in Wehr nicht nur ein Freizeitgerät, sondern ein praktisches Fortbewegungsmittel im Alltag. Ob zum Einkaufen, zur Arbeit oder in der Freizeit – mit dem Rad ist man oft schnell, flexibel und umweltfreundlich unterwegs. Doch die Realität auf den Straßen ist nicht immer so harmonisch, wie es sein sollte.

Enger Raum, viele Interessen: Eine Herausforderung für alle

In einer Stadt wie Wehr teilen sich Autos, Fahrräder und Fußgänger den vorhandenen Verkehrsraum – und das führt zwangsläufig zu Reibungspunkten. Oft fühlen sich Radfahrende durch zu eng überholende Autos bedrängt, während sich Autofahrende durch plötzlich ausschwenkende oder mittig fahrende Fahrräder ausgebremst sehen. Beide Seiten haben nachvollziehbare Perspektiven – und beide Seiten können zur Lösung beitragen.

Regeln gibt es – doch wie sieht es mit der Umsetzung aus?

Die Straßenverkehrsordnung (StVO) sieht klare Regelungen für das Miteinander vor: 1,5 Meter Mindestabstand beim Überholen von Fahrrädern innerorts, Rücksicht auf schwächere Verkehrsteilnehmer, klare Vorrangregelungen. In der Praxis mangelt es aber oft an Bewusstsein – oder an Geduld. Dabei wären viele kritische Situationen vermeidbar, wenn alle Beteiligten sich an die geltenden Regeln hielten.

Gegenseitige Rücksicht: Der Schlüssel zu sicherem Verkehr

Rücksicht ist keine Einbahnstraße. Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, sollte sich vorausschauend verhalten, Handzeichen geben und nicht unberechenbar fahren. Aber auch Autofahrer tragen eine große Verantwortung: Gerade beim Überholen und an Kreuzungen ist besondere Achtsamkeit gefragt. Wer mit dem Auto fährt, sollte sich stets bewusst machen: Ein Fahrradfahrer ist ungeschützt – ein kleiner Fehler kann schwerwiegende Folgen haben.

Was Radfahrer tun können

Eine vorausschauende Fahrweise schützt nicht nur einen selbst, sondern auch andere. Wer frühzeitig reagiert, gibt Autofahrern die Chance, sich entsprechend anzupassen. Schlaglöchern wird besser ausgewichen, wenn man sie rechtzeitig erkennt – das schützt nicht nur vor Stürzen, sondern verhindert auch abrupte Bewegungen, die den nachfolgenden Verkehr gefährden könnten.

Zudem hilft es, auf eine gut sichtbare Kleidung und funktionierende Beleuchtung zu achten. Sichtbarkeit ist Sicherheit – besonders in der Dämmerung oder bei schlechtem Wetter.

Was Autofahrer beachten sollten

Autofahrende sind in Wehr oft selbst vom engen Straßenraum betroffen. Umso wichtiger ist es, im Umgang mit Radfahrenden Ruhe zu bewahren. Ein paar Sekunden Verzögerung beim Überholen kosten nichts – ein zu enges Vorbeifahren kann jedoch Menschenleben gefährden.

Auch das sogenannte „Dooring“ – das plötzliche Öffnen der Autotür ohne Blick in den Rückspiegel – ist ein häufig unterschätztes Risiko. Der „Holländische Griff“, bei dem die Tür mit der gegenüberliegenden Hand geöffnet wird, zwingt den Oberkörper zur Rückschau und kann Unfälle vermeiden.

Wehr braucht Lösungen – von allen Seiten

Letztlich liegt die Verantwortung nicht nur bei den Verkehrsteilnehmern, sondern auch bei der Stadtplanung: Wehr braucht eine fahrradfreundlichere Infrastruktur. Das bedeutet nicht nur mehr und bessere Radwege, sondern auch ein Verkehrskonzept, das die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer berücksichtigt.

Doch selbst die beste Infrastruktur bringt nichts ohne ein respektvolles Miteinander. Radfahrende, Autofahrende, Fußgänger – sie alle haben ein Ziel: sicher und unversehrt anzukommen.