Wenn es in Wehr stark schneit, fragen sich viele: „Wie passt das mit dem Klimawandel zusammen? Wurde es nicht eigentlich wärmer?“
Die kurze Antwort ist: Ja, die Erde wird insgesamt wärmer, aber das bedeutet nicht, dass wir keinen starken Schneefall mehr erleben. Tatsächlich kann der Klimawandel solche extremen Wetterlagen sogar begünstigen.
Der Klimawandel – mehr als nur Erwärmung
Klimawandel bedeutet nicht nur, dass es überall heißer wird. Er bringt auch mehr Wetterextreme mit sich, darunter Hitzewellen, Starkregen – und ja, auch intensiven Schneefall. Aber warum passiert das? Hier sind drei wichtige Zusammenhänge, die den Winter in Wehr beeinflussen können:
Mehr Feuchtigkeit in der Luft
Durch höhere Temperaturen verdunstet weltweit mehr Wasser. Diese Feuchtigkeit bleibt in der Luft. Wenn die feuchte Luft auf kalte Temperaturen trifft, wie wir sie in Wehr im Winter erleben, kann das zu starken Schneefällen führen. Die Feuchtigkeit „friert sozusagen ein“ und fällt als Schnee zu Boden.
Veränderungen in der Atmosphäre
Der Klimawandel verändert die Wind- und Wettermuster. Ein gutes Beispiel ist der sogenannte Jetstream, ein starker Luftstrom in der oberen Atmosphäre. Durch den Klimawandel kann er instabil werden. Das sorgt dafür, dass kalte Luft aus der Arktis nach Süden drängt – und wir hier in Wehr Wintereinbrüche bekommen, während es anderswo ungewöhnlich warm bleibt.
Mehr Extreme – auch bei Kälte
Der Klimawandel macht das Wetter unberechenbarer. Während wir im Durchschnitt mildere Winter erleben, kommt es immer wieder zu Extremen – wie starkem Schneefall oder plötzlichen Kältewellen. Das Wetter wird also „sprunghafter“.
Was bedeutet das für Wehr?
Wehr liegt am Rande des Schwarzwaldes, einer Region, die von Bergen und ihrer Nähe zum Mittelmeerklima geprägt ist. Diese Lage begünstigt ohnehin Schneefall im Winter, da feuchte Luft aus südlicheren Gefilden hier auf kalte Bergluft trifft. Der Klimawandel verstärkt diesen Effekt manchmal sogar. Das bedeutet aber nicht, dass es jedes Jahr so sein wird. Langfristig zeigen Daten, dass die Winter in Deutschland immer milder werden – auch in Wehr.
Wie können wir darauf reagieren?
Die Wetterextreme, die durch den Klimawandel verursacht werden, stellen auch für kleinere Gemeinden wie Wehr eine Herausforderung dar. Um besser vorbereitet zu sein, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, die sowohl kurzfristig wirken als auch langfristige Vorteile bringen. Hier sind konkrete Ansätze:
1. Winterdienst und Straßenmanagement stärken
Optimierung des Winterdienstes: Starker Schneefall belastet den Winterdienst enorm. Die Gemeinde sollte regelmäßig prüfen, ob ausreichend Räumfahrzeuge, Personal und Streugut vorhanden sind. Dabei kann moderne Technologie wie GPS-gestützte Streckenplanung helfen, die Räumung effizienter zu gestalten.
Vorratswirtschaft: Streugut wie Salz oder Splitt sollte rechtzeitig aufgestockt werden. Engpässe in besonders schneereichen Wintern könnten den Verkehr massiv behindern.
Hotlines und Information: Bürger:innen müssen schnell informiert werden, welche Straßen geräumt sind und welche gefährlich bleiben. Eine lokale App oder ein Online-Portal könnte hier Abhilfe schaffen.
2. Infrastruktur widerstandsfähiger machen
Straßen und Brücken: Häufige Frost-Tau-Wechsel belasten Straßenbeläge und Brücken stark. Regelmäßige Wartung und der Einsatz von frostsicheren Materialien sind essenziell. Der Straßenbau sollte langfristig auf Extremwetter ausgelegt werden.
Strom- und Wasserversorgung: Schneebruch kann Stromleitungen beschädigen und zu Stromausfällen führen. Investitionen in die Erdverkabelung oder widerstandsfähigere Strommasten können helfen, solche Risiken zu minimieren. Auch Notfallpläne für die Trinkwasserversorgung sollten vorliegen.
Gebäudeplanung: Dächer müssen Schneelasten standhalten können. Insbesondere bei öffentlichen Gebäuden wie Schulen oder Krankenhäusern sollte regelmäßig überprüft werden, ob sie für stärkere Schneefälle ausgelegt sind.
3. Vorsorge durch Katastrophenschutz
Kommunikationswege verbessern: In Extremfällen, wie einem plötzlichen Wintereinbruch, ist eine klare Kommunikation zwischen Gemeinde, Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten entscheidend. Regelmäßige Notfallübungen können die Einsatzfähigkeit verbessern.
Nachbarschaftshilfe: Schneefälle können vor allem ältere oder mobilitätseingeschränkte Menschen isolieren. Die Gemeinde könnte Nachbarschaftsnetzwerke fördern, um Unterstützung bei Einkäufen oder Schneeräumung zu organisieren.
Notfallstationen: Falls Stromausfälle oder Straßensperrungen auftreten, könnten Notfallstationen mit Heizmöglichkeiten, Lebensmitteln und Wasser eingerichtet werden.
4. Nachhaltige Lösungen in der Stadtplanung
Klimaangepasstes Bauen: Neubauten sollten klimafreundlich und witterungsresistent geplant werden. Gründächer können als natürliche Isolierung helfen, und gute Wärmedämmung spart nicht nur Heizkosten, sondern schützt auch in Kältephasen.
Entsiegelung von Flächen: Schneeschmelze führt oft zu plötzlichen Wassermengen, die auf versiegelten Flächen nicht versickern können. Entsiegelte Böden oder Regenrückhaltebecken können Überschwemmungen verhindern.
Gemeinschaft als Schlüssel
Alle Maßnahmen erfordern eine enge Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde, den Bürger:innen und der Wirtschaft. Ein regelmäßiger Dialog, etwa durch Bürgerversammlungen oder Umfragen, kann sicherstellen, dass die Maßnahmen transparent sind und die Bedürfnisse aller berücksichtigt werden. Gleichzeitig fördert ein starkes Gemeinschaftsgefühl die Resilienz – denn wenn alle an einem Strang ziehen, ist Wehr besser auf kommende Herausforderungen vorbereitet.