In der Einwohnerversammlung vom 10.10.2024 richtet sich der Blick weit in die Zukunft. Ab dem Jahr 2040 wird voraussichtlich kein Gas und Öl mehr als Energieträger in Gebäuden zur Verfügung stehen. Für den Bürgermeister und den Gemeinderat ist dies Grund genug, schon heute Alternativen aufzuzeigen.
Warum wird das Thema jetzt diskutiert?
Die Stadt Wehr veranstaltet jedes Jahr eine Einwohnerversammlung. Es scheint, als habe man für dieses Jahr ein geeignetes Thema gesucht und es in der Wärmeplanung gefunden. Die Stadt ist früh dran, die Bürger sind nicht verpflichtet, Maßnahmen zu ergreifen, aber die Notwendigkeit besteht. Erst gegen Ende der Veranstaltung wird deutlich, dass die bisherige Zahl der angeschlossenen Haushalte den Erwartungen noch nicht entspricht.
Klimawandel und die Planung
Herr Geiger von der Stadt Wehr begründet die Notwendigkeit der Maßnahmen mit dem Klimawandel. Dieser bringt hohe Risiken, Kosten und eine unsichere Zukunft. Es ist höchste Zeit, den CO₂-Ausstoß zu reduzieren, um die Folgen des Klimawandels zu mildern.
Vor diesem Hintergrund hat die Stadt Wehr, gemeinsam mit den zukünftigen Betreibern und Pächtern der Infrastruktur, die Wärmeplanung gestartet und plant, diese alle fünf Jahre fortzuschreiben. Das kommt nicht von ungefähr: Wehr war schon lange Vorreiter in der zentralen Energieversorgung. Bereits seit 1995 existiert das älteste Wärmenetz der Stadt.
Herr Streich von Naturenergie, der in den Planungsprozess eingebunden ist, erklärt den Ablauf der Planung. Zunächst wurde eine Bestandsanalyse durchgeführt, um festzustellen, welche Energieträger wo und in welchem Umfang zum Einsatz kommen. Etwa 75 % der Wärmeerzeugung wird mit Gas bewältigt.
Im nächsten Schritt wurde ermittelt, wo Potenziale für Veränderungen liegen. Einerseits in der Energieversorgung selbst, andererseits durch Effizienzsteigerungen durch Sanierung und Modernisierung bestehender Gebäude.
Das Ziel ist klar: Bis 2040 sollen die fossilen Energieträger Gas und Öl durch Wärmepumpen (zentrale Stromerzeugung) und Wärmenetze (zentrale Wärmeerzeugung) ersetzt werden. Wärmenetze sollen etwa 10 % der Haushalte abdecken.
Die aktuellen Beschlüsse und Planungen haben keine rechtlichen Auswirkungen auf die Bürgerinnen und Bürger von Wehr. Es gibt bisher keine parzellenscharfe Planung; diese soll bis 2028 erfolgen. Nicht zu handeln, erscheint jedoch unklug. Zum einen können schon jetzt erhebliche finanzielle Förderungen beantragt werden, zum anderen müssen bei Neubauten bereits heute 65 % der Energie aus alternativen Quellen stammen.
Fragen zu Zuverlässigkeit, Sicherheit und Preisstabilität werden mit aktuellen Daten zu untermauern versucht. Doch die Vergangenheit zeigt, dass jede Prognose durch unvorhersehbare Ereignisse schnell überholt sein kann. Warum hier nicht mehr Transparenz herrscht, bleibt unklar.
Die Stadtwerke Wehr, vertreten durch Markus Linder, stellen die Herausforderungen, Planungsgrundlagen und Möglichkeiten des Wärmenetzes übersichtlich dar. Es kann auf zukünftige Anforderungen reagieren, ohne dass die Bürgerinnen und Bürger erneut mit großen Umbaumaßnahmen rechnen müssen.
Die Badenova, vertreten durch Hans-Jürgen Hamburger, hat ein großes Interesse am zügigen Ausbau des Wärmenetzes, da die wirtschaftliche Lage des Unternehmens von den Planungen in Wehr abhängt. Es werden Szenarien präsentiert, die schnelles Handeln notwendig erscheinen lassen. Nur die teuer verkaufte Heizdecke zum Abschluss der Veranstaltung fehlte.
Neben dem Wärmenetz spielt auch der Ausbau der Stromversorgung eine wichtige Rolle. Solaranlagen auf den Dächern und mehr Verbraucher im Netz stellen eine Herausforderung dar, die jedoch bewältigt werden kann.