Im Bürgermeisterwahlkampf wird das Thema Digitalisierung oft mit großen Versprechen verknüpft: mehr Effizienz, geringere Kosten, weniger Personalbedarf. Doch diese Erwartungen greifen zu kurz – und können sogar in die falsche Richtung führen.
Mehr Service, nicht weniger Menschen
Ein digitales Rathaus bedeutet nicht, dass man Mitarbeitende ersetzt. Im Gegenteil: Es schafft die Möglichkeit, sie von Routineaufgaben zu entlasten, damit sie sich um das kümmern können, was keine Maschine leisten kann – individuelle Beratung, soziale Anliegen, bürgernahe Unterstützung.
Selbst beim Einsatz von künstlicher Intelligenz bleibt der Mensch unverzichtbar. KI kann Texte zusammenfassen, Anträge vorprüfen oder Informationen bereitstellen – doch sie kann nicht Verantwortung übernehmen, Entscheidungen bewerten oder Empathie zeigen.
Verwaltung ist mehr als Datenverarbeitung: Sie ist Ausdruck von Gemeinwohl, Fairness und Menschlichkeit.
Effizienz als Qualitätsgewinn – nicht als Sparprogramm
Digitalisierung und KI können Abläufe beschleunigen und Fehlerquoten senken. Doch diese Effizienzgewinne sollten nicht ausschließlich als Sparpotenzial verstanden werden. Denn was die Bürgerinnen und Bürger wirklich spüren, ist ein besserer Service: kürzere Wartezeiten, transparente Verfahren, 24/7-Zugriff auf Dienstleistungen.
KI kann helfen, Formulare automatisch zu prüfen oder Bürgeranliegen thematisch zuzuordnen – aber die Entscheidung, wie damit umzugehen ist, bleibt oftmals menschlich. So entsteht keine kalte Maschine, sondern eine intelligente Unterstützung für die Menschen, die Verwaltung gestalten.
Investition in Kompetenz und Vertrauen
Ein digitales Rathaus entsteht nicht „nebenbei“. Es braucht Investitionen in Technik, Datenschutz, Schulung und Kommunikation. Noch wichtiger ist die digitale Kompetenz der Mitarbeitenden – sie müssen verstehen, wie Digitalsierung funktioniert, wo ihre Grenzen liegen und wie sie verantwortungsvoll eingesetzt wird.
Die größte Herausforderung ist dabei nicht die Technik selbst, sondern die Veränderung der Arbeitskultur: Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinweg, neue Kommunikationswege und der Mut, Prozesse zu hinterfragen. Digitalisierung und KI sind kein Selbstzweck, sondern Werkzeuge für eine moderne, bürgernahe Verwaltung.
Der Mensch bleibt im Mittelpunkt
Das digitale Rathaus ist kein Ersatz für den persönlichen Kontakt, sondern eine sinnvolle Ergänzung. Digitalisierung – auch mit künstlicher Intelligenz – kann den Service verbessern, Abläufe transparenter machen und Verwaltung effizienter gestalten. Aber die eigentliche Stärke liegt darin, den Menschen wieder mehr Zeit füreinander zu geben – durch weniger Bürokratie, mehr Flexibilität und einen klaren Fokus auf das Wesentliche: gute, bürgernahe Politik.
