Wie die Wehrer Lokalpolitik Vertrauen zurückgewinnen könnte

25.02.2025

Die Bundestagswahl zeigt deutlich: Das Vertrauen in die Politik ist erschüttert. Dies liegt jedoch größtenteils nicht an den Positionen der Parteien, sondern an der Zersplitterung der Wählerstimmen. Junge, Alte, Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, sowie linke und rechte Parteien sind weit auseinandergetrifftet und haben unterschiedliche Erwartungen, Sorgen und Wünsche.

Dies trifft auch auf die Bürgerinnen und Bürger in der Stadt Wehr zu, wobei insbesondere die Lokalpolitik in die Verantwortung genommen wird. Anders als oft angenommen, gibt es bereits seit mehreren Jahren aus Sicht der Bürger keine wesentlichen Unterschiede mehr zwischen der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik. Jede dieser gewählten Vertreter wird einem Trichtersystem gleichgesetzt, bei dem am schmalen Ende – beim Gemeinderat und der Stadtverwaltung – Lösungen für konkrete, praktische Probleme erwartet werden.

Lösung: Aktive Politik statt schlichter Informationskonsum

Blickt man auf die verschiedenen Gemeinderäte im Land – auch hier in der Stadt Wehr – stellt man eine eher passive Haltung der gewählten Vertreter fest. „Business as usual“ könnte man den Modus Operandi beschreiben. Vorgefertigte Notwendigkeiten werden zur Abstimmung gebracht, ein netter Plausch über Vor- und Nachteile gehalten, und am Ende folgt das übliche Ja oder Nein. Doch gerade in dieser Passivität liegt ein großes Problem. Die Bürger erwarten nicht nur Entscheidungen, sondern auch eine aktive Mitgestaltung und ein echtes Interesse an den Anliegen der Gemeinschaft.

Ein wichtiger Aspekt, um das Vertrauen zurückzugewinnen, ist das Einbringen von Anträgen durch die Vertreter selbst. Politiker*innen dürfen nicht nur darauf warten, dass die Verwaltung oder externe Akteure die Initiative ergreifen, sondern müssen ebenfalls aktiv eigene Ideen und Lösungen zur Diskussion stellen. Es ist entscheidend, dass Vertreter in den Gemeinderäten nicht nur als ausführende Instanz agieren, sondern auch als kreative Problemlöser und treibende Kräfte für die Weiterentwicklung der Stadt. Das Einbringen von eigenen Anträgen und Vorschlägen sorgt nicht nur für eine stärkere Identifikation der Bürger mit ihren gewählten Vertretern, sondern fördert auch den Dialog und die Transparenz. Bürger müssen sehen, dass ihre Vertreter eigene Initiativen ergreifen, um ihre Bedürfnisse auf politischer Ebene umzusetzen.

Politik muss wieder greifbar und nah an den Bürgern sein. Dies kann durch regelmäßige, offene Foren erreicht werden, in denen Bürger ihre Anliegen direkt einbringen können. Transparente Entscheidungsprozesse, die klar aufzeigen, wie und warum bestimmte Maßnahmen umgesetzt werden, stärken das Vertrauen in die Politik. Zudem ist es entscheidend, dass Politiker*innen nicht nur als Vertreter von Parteien, sondern als direkte Ansprechpartner für ihre Mitbürger wahrgenommen werden. Nur so lässt sich ein echtes Vertrauen aufbauen, das über bloße Wahlversprechen hinausgeht.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Förderung einer Kultur der politischen Bildung. Bürger müssen in die Lage versetzt werden, politische Zusammenhänge zu verstehen und ihre Meinungen fundiert zu äußern. Informationsveranstaltungen und Bürgerdialoge sind ein effektiver Weg, um Politik verständlich und nachvollziehbar zu machen. Nur wenn die Menschen sich aktiv in die politischen Prozesse einbezogen fühlen, können wir das Vertrauen in die Lokalpolitik nachhaltig wiederherstellen.